Tipps und Fakten rund um die richtige Ernährung

Bei Hunden und Katzen mit hartnäckigen Haut- oder Verdauungsproblemen steht eine Futtermittelunverträglichkeit fast immer mit auf der Liste der möglichen Ursachen. Als TFA seid Ihr der wichtigste Ansprechpartner für Fragen rund um die Ernährung von Hunden und Katzen mit Futtermittelallergien und werdet mit diesem Thema regelmäßig konfrontiert.

Abb.1 | Neu in der TierSchHuV sind die Ausstellungen und sonstige Hundeveranstaltungen. Zulassung regelt das örtlich zuständige
© Getty Images/ VYACHESLAV OSELEDKO / Kontributor

In der Ernährungsberatung am Lehrstuhl für Tierernährung und Diätetik der LMU München ging es in knapp 17 % der Fälle um Futtermittelunverträglichkeiten. Dies ergab eine Untersuchung von Zorn et al. (2005) über einen Beobachtungszeitraum von 10 Jahren. Eine korrekt durchgeführte Ausschlussdiät ist nach wie vor immer noch der Goldstandard, um eine Futtermittelallergie abzuklären.

Futtermittelallergie: Wie häufig ist sie wirklich?

Zu dieser Frage liegen sehr unterschiedliche Angaben vor, je nachdem welche Studie man betrachtet. Dabei spielt z.B. eine Rolle, in welchem Land die Daten erhoben wurden und ob es sich bei den Hunden und Katzen um die Patienten einer Allgemeinpraxis oder einer mit Spezialisierung auf Hauterkrankungen handelte. Nach einer umfangreichen Literaturstudie von Olivry und Müller (2017) haben etwa 1 % aller tierärztlich untersuchten Hunde und 0,2 % der Katzen eine Futtermittelallergie. Beschränkten die Autoren die Betrachtung auf Hunde mit der Diagnose „Hauterkrankung“, stieg der Anteil auf bis zu 24 %, bei Katzen mit dem Vorbericht „Juckreiz“ auf bis zu 21 %.

Gut zu wissen

Die Futtermittelallergie ist beim Hund auf Platz 3 der häufigsten Allergien nach Flohspeichelallergie und der „Umwelt-Allergie“ (Atopie). Katze reagieren am häufigsten auf Flöhe allergisch und am zweithäufigsten auf Futter. 

Welche Futterkomponente löst eine Allergie aus

Futtermittel-Allergene bei Hunden und Katzen sind überwiegend Eiweiße oder Verbindungen aus Eiweißen mit Kohlenhydraten (Glykoproteine). Voraussetzung ist auch eine ausreichende Größe, damit ein Molekül für das Immunsystem „interessant“ wird: Die meisten Allergene haben ein Molekulargewicht von 10–40 kDa (Kilodalton). 

Die Herkunft der Proteine spielt dabei eine untergeordnete Rolle: Im Prinzip kann jedes Futterprotein im individuellen Fall zum Allergen werden. In der Regel scheint es eine der Hauptkomponenten des Futters zu sein, welche die Allergie auslöst. Oft im Futter verwendete Proteine (z.B. Rind) werden häufiger als auslösende Allergene identifiziert, weil Tiere ihnen vermehrt ausgesetzt sind. Somit ist die Chance einer Sensibilisierung größer, nicht weil diese Proteinquellen per se „allergener“ sind als andere.

Gut zu wissen

Steckbrief eines „allergieverdächtigen“ Futterbestandteils:
Hauptkomponente eines zuvor verwendeten Futters 
meist eine Proteinquelle
wurde über einen längeren Zeitraum gefüttert (vielfach ca. 2 Jahre)
Achtung! Wiederholter Kontakt auch durch Lebensmittel und Snacks aus dem gleichen Rohstoff (z.B. Huhn) möglich 

Euer kriminalistisches Gespür ist gefragt!

Oberstes Ziel ist die Vermeidung des Allergens. Dies führt bei der Futtermittelallergie zuverlässig zur Besserung der Symptome bis hin zur vollständigen Genesung. Dazu muss das auslösende Allergen allerdings erst einmal bekannt sein. Der Vorbericht kann hier wertvolle Hinweise liefern: Der Tierhalter hat eventuell schon einen konkreten Verdacht, oder bei der Befragung zur Fütterungsroutine ist Euer kriminalistisches Gespür gefragt. 

Tipp:
Vergesst nicht nach den Lieblingsleckerlis, dem Betthupferl, dem Mitbringsel, der Eingabehilfe für Medikamente u.ä. zu fragen. Doch wie bereits erwähnt: Das sind im besten Fall hilfreiche Hinweise. 

Beweisend ist nur ein positiver Provokationstest im Anschluss an eine Ausschlussdiät

Zur diagnostischen Abklärung eignet sich ein Futter, dass jeweils eine für das Tier neue Protein- und Kohlenhydratquelle enthält. Das heißt, das Tier sollte diese möglichst zuvor noch nie gefressen haben. Auf diese Weise kann ausgeschlossen werden, dass bereits eine Sensibilisierung gegen diese Futterkomponenten stattgefunden hat. Diese Ausschlussdiät wird 6–8 Wochen lang ausschließlich gefüttert. Verschwinden die Symptome, liegt wahrscheinlich eine Futtermittelallergie vor. Zum eindeutigen Beweis ist jedoch anschließend noch ein Provokationstest mit der „verdächtigen“ Proteinquelle erforderlich. Dieser gilt als positiv und somit beweisend, wenn die Symptome innerhalb von 12–48 h bis max. 14 d (Hund) bzw. 7 d (Katze) zurückkehren.

Auswahl eines geeigneten Futters für die Dauerfütterung

Ist das Allergen identifiziert, fällt die Auswahl eines geeigneten Futters für die Dauerfütterung leichter. Die einfachste Möglichkeit ist, bei dem Futter für die Diagnosephase zu bleiben. Soll ein Futterwechsel erfolgen, besteht die Möglichkeit, eine Rezeptur mit einer geeigneten Proteinquelle auszuwählen. Dies kann z.B. aus Kostengründen der Fall sein.

Futtermittelallergiker müssen in der Regel lebenslang auf der für sie passenden Diät bleiben. Als dauerhaftes Futter kann entweder eine selbst zubereitete Ration oder eine kommerzielle Diätnahrung mit dem Ernährungszweck „Minderung von Ausgangserzeugnis- und Nährstoffintoleranzerscheinungen“ zum Einsatz kommen. 

Tipp:
Während die Motivation zum Selberkochen in der 8-wöchigen Diagnosephase bei vielen Tierhaltern noch hoch ist, werden für die dauerhafte Fütterung oft die praktikableren kommerziellen Diäten bevorzugt.

Bei kommerziellen Diäten unterscheidet man Monoprotein-Diäten mit einer ausgewählten, eher selten im Standardfutter verwendeten Proteinquelle von sogenannten Hydrolysat-Diäten. Bei Letzteren ist das Futtereiweiß so stark enzymatisch zerkleinert, dass es vom Immunsystem nicht mehr als allergen erkannt wird. 

Hydrolyse-Diäten sind oftmals die 1. Wahl

In der Vergangenheit enthielten viele kommerzielle hypoallergene Diäten als neuartige Proteine z.B. Lamm, Fisch, Strauß, Kaninchen etc. Viele dieser Proteine werden inzwischen zunehmend auch in normaler Tiernahrung verwendet oder in Form von Snacks angeboten (Beispiel: Straußen- oder Pferdesehnen als Kauartikel). Daher kann die Wirksamkeit solcher Monoprotein-Diäten deutlich herabgesetzt sein. Vor diesem Hintergrund erscheinen Hydrolysat-Diäten als gute „1. Wahl“ für eine diagnostische Fütterung. Sie bieten sich auch als geeignete Dauerlösung für Tiere an, bei denen nur eine unvollständige Fütterungsanamnese erhoben werden kann oder keine Proteinquelle zu finden ist, die das Tier in seinem Leben mit Sicherheit noch nie gefressen hat. 

Die meisten derzeit auf dem Markt befindlichen Hydrolysat-Diäten enthalten als enzymatisch zerkleinerte Hauptproteinquelle Huhn, Soja oder Fisch (letzterer z.B. in Tierarzt24 Vet Diet Hydrolysed Protein Trockenfutter, verfügbar ab Januar 2023).

Was sind die häufigsten Futterallergene bei Hund und Katze?

Das tatsächlich auslösende Futterallergen im Einzelfall zu identifizieren, ist eine echte Herausforderung. Dies liegt an der Vielzahl möglicher Einzelkomponenten in kommerziellem Tierfutter für Hunde und Katzen.

Verschiedene Listen der häufigsten Futtermittelallergene bei Hunden und Katzen existieren in der Literatur und basieren in der Regel auf retrospektiven Auswertungen möglichst großer Fallzahlen. Müller et al. (2016) werteten 19 Studien zu diesem Thema aus. Sie fanden heraus, dass beim Hund Rind, Milchprodukte, Huhn, Lamm und Weizen die häufigsten Futterallergene sind, während die Liste bei der Katze von Rind, Fisch und Huhn angeführt wird, gefolgt von Weizen, Mais und Milchprodukten. 

Gut zu wissen

Eine solche „Hitliste der Allergene“ sollte jedoch nicht als Rangfolge der „Allergiegefahr“ durch die jeweilige Futterkomponente missverstanden werden („Aha, Rind ist also viel allergener als Pute…“). Daher ist es auch nicht sinnvoll, diese Rohstoffe vorbeugend in der Fütterung gesunder Hunde und Katzen zu vermeiden. Letzteres verschärft sogar eher das Problem der mangelnden Auswahl an neuen Proteinquellen im Falle eines Allergieverdachts, weil dann unter Umständen schon zahlreiche exotische Proteinquellen vom Tierhalter in Eigenregie bei seinem futtersensiblen Tier durchprobiert wurden.

Welche Strategie zur Auswahl einer geeigneten Proteinquelle?

Die Auswahl einer geeigneten Proteinquelle für einen Hund oder eine Katze mit Verdacht auf Futtermittelallergie ist alles andere als einfach. Exotisch klingende Proteinquellen sind nicht immer eine Garantie dafür, dass sie für das einzelne Tier auch wirklich neu sind. Zudem können Kreuzreaktionen die Eignung einer vermeintlich neuen Proteinquelle einschränken. Dies kann z.B. bei Wiederkäuer- und Milchprodukten oder zwischen verschiedenen Geflügel- oder Fischarten der Fall sein. 

Schwein scheint hier eine Sonderstellung einzunehmen und kann eine weitere Option für manche allergischen Hunde oder Katzen sein: Zwar ist es mit Blick auf die Verzehrsgewohnheiten in Deutschland alles andere als eine „exotische“ Fleischsorte, dennoch wird es in kommerzieller Tiernahrung aus Imagegründen offenbar nicht so häufig eingesetzt wie Geflügel oder Rind. In einer Literaturstudie von Müller et al. (2016) war Schwein bei Hunden nur selten am Allergiegeschehen beteiligt (in 2 % der Fälle) und bei Katzen gar nicht genannt. Es besetzt somit eine interessante Nische unter den Proteinquellen für Allergiker. Eine kommerzielle Diät mit Schwein als Hauptproteinquelle (z.B. Tierarzt24 Vet Diet Single Protein Schwein und Kartoffel für Hunde) bietet neben der seltenen Beteiligung an Futtermittelallergien bei Hunden und Katzen maximale Futtermittelsicherheit durch die Erhitzung im Herstellungsprozess sowie die Möglichkeit eines regionalen Rohstoffbezugs bei homogener Rohstoffqualität dank ausreichender Verfügbarkeit. In Kombination mit Kartoffel als Kohlenhydratquelle kann sogar die medizinisch zwar nicht indizierte, vom Tierhalter jedoch oft gewünschte „Getreidefreiheit“ gewährleistet werden. 

Tipp:
Literaturempfehlungen und genannte Literaturquellen erhaltet Ihr auf Wunsch bei der WDT. 

Kurz und knapp

Die Fütterung einer Ausschlussdiät ist momentan immer noch der Goldstandard zur Diagnose der Futtermittelallergie bei Hunden und Katzen. Sie ist der Schlüssel zur dauerhaften Symptomfreiheit für diese Patienten. Zur Diagnose sind selbstgekochte Diäten mit nur einer, für das Tier neuen Proteinquelle und im kommerziellen Bereich Hydrolysat-Diäten (z.B. Tierarzt24 Vet Diet Hydrolysed Protein, in Kürze verfügbar bei Eurer WDT) die 1. Wahl. Kommerzielle Ausschlussdiäten mit einer selten verwendeten Hauptproteinquelle eignen sich vor allem für die Dauerfütterung. Hier stellt Schwein als tierische Proteinquelle eine interessante Option dar, da es nur selten an Futtermittelallergien bei Hund und Katze beteiligt ist (z.B. Tierarzt24 Vet Diet Single Protein Schwein und Kartoffel für Hunde).



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