Die Untersuchung mit dem Urinstick ist doch kinderleicht? Stick in die Probe halten, Ergebnis ablesen, fertig. Da habt Ihr Recht: Der Harnstick gehört zu den einfachsten Laboruntersuchungen in der täglichen Praxis, die uns schnell wichtige Ergebnisse liefert. Ich möchte Euch einige Tipps geben, wie die Durchführung noch professioneller wird.
Eure Ausrüstung
Ihr benötigt:
Einmalhandschuhe
Papier zum Abstreifen
Teststreifen
evtl. Einwegspritze
Den Teststreifen entnehmt Ihr erst unmittelbar vor der Durchführung der Untersuchung. Die Reaktionsfelder bitte nicht mit dem Finger berühren. Überprüft auch regelmäßig das Haltbarkeitsdatum auf dem Teststreifenbehälter. Abgelaufene Urinsticks sollten nicht mehr verwendet werden, da die Ergebnisse verfälscht sein könnten.
Die Probe
Bei Spontanurin eine möglichst frische Mittelstrahlprobe verwenden, am besten in einem beschrifteten Urinbecher. Marmeladengläser und ähnliche Behälter können mit Lebensmittelrückständen verunreinigt sein und das Ergebnis verfälschen.
Ihr mischt die Probe vor jeder Untersuchung mit schwenkenden Bewegungen gut durch. Taucht den Stick kurz (ca. 1 Sekunde) in den Urin ein oder benetzt die Felder mit Urin, den Ihr in einer Spritze aufgezogen habt. Achtet darauf, dass alle Reaktionsfelder gleichmäßig benetzt sind. Die Seitenkanten des Sticks am Küchenpapier abstreifen. 60 Sekunden warten.
Die Auswertung
Haltet den Stick an die Auswertungsskala, und vergleicht die Farben (Abb. 1). In welche Richtung Ihr den Stick anhalten müsst (von oben oder unten), variiert von Hersteller zu Hersteller. Überprüft deshalb unbedingt die Abbildung auf der Packung.
Tipp: Achtet beim Ablesen auf gute Lichtverhältnisse in Eurem Labor, und fragt bei Unsicherheiten lieber eine Kollegin, ob sie zu dem gleichen Ergebnis kommt.
Tragt die Untersuchungsergebnisse direkt in einen vorgefertigten Untersuchungsbogen oder in die Patientenakte in Eurer Praxissoftware ein. Veränderungen, die nach 2 Minuten noch auf dem Stick eintreten, sind nicht mehr aussagekräftig.
Gut zu wissen Um die Dichte des Urins genau zu messen, solltet Ihr zusätzlich ein Handrefraktometer nutzen, da das Ergebnisfeld auf den Sticks nicht zuverlässig genug ist. Wenn Ihr Hilfe bei der Handhabung des Refraktometers braucht, bittet einfach eine dienstältere Kollegin um eine Einweisung.
Es versteht sich von selbst, dass Ihr bei der Laborarbeit zu Eurem eigenen Schutz Handschuhe tragt und nicht esst oder trinkt.
Sara Roller TFA & freie Autorin www.vettext.de sara.roller@gmx.de
Stärker noch als Riesenschlangen polarisiert der Gedanke an Giftschlangen die Menschen. Während die meisten Menschen sie als furchteinflößend empfinden, sind nicht wenige von der Eleganz der Tiere, der Farbgebung und der potenziellen Gefahr fasziniert. So werden auch Giftschlangen als Heimtiere gehalten. Helge Behncke informiert, was es zu beachten gilt.
Die Halter dieser Tiergruppe bilden keine einheitliche Gruppe. Entsprechend der weitverbreiteten Vorurteile gibt es Giftschlangenhalter, die sich mit ihren Tieren (und meist auch mit dem lockeren Umgang mit den Tieren) eine gesellschaftliche Anerkennung erhoffen. Aber es gibt auch die gewissenhaften Halter, die mit einem wissenschaftlichen Anspruch die Haltung und den sicheren Umgang mit den Tieren optimieren.
Welche Giftschlangen gibt es?
Im Laufe der Evolution haben sich die Giftdrüsen bei den Schlangen aus Speicheldrüsen entwickelt. Dieser evolutionäre Schritt hat sich bei unterschiedlichen Schlangengruppen entwickelt. Von den 4.000 Schlangenarten gelten etwa 800 Arten als giftig, von denen wiederum etwa 100 Arten als gefährlich eingestuft werden.
Vereinfacht lassen sich Giftschlangen in 3 Gruppen einteilen:
Vipern (Abb. 1)
Giftnattern (Abb. 2)
Trugnattern
Vipern Vipern verfügen über einen verkleinerten Oberkiefer, der praktisch nur den zur Hohlnadel ausgebildeten Giftzahn trägt. Dieser stark vergrößerte Zahn wird beim Öffnen des Mauls aufgerichtet und injiziert das Gift tief in das Gewebe des Opfers.
Die ca. 380 Arten spalten sich in 2 Gruppen auf. Zu den echten Vipern gehören unter anderem die Puffottern, aber auch die echten Ottern, zu denen die beiden in Deutschland beheimateten Giftschlangen die Kreuzotter und die extrem seltene Aspisviper (Abb. 3) zählen. Grubenottern verfügen über das namensgebende Grubenorgan, mit dem Wärme „gesehen“ werden kann. Die bekanntesten Grubenottern sind die Klapperschlangen.
Giftnattern Giftnattern haben ebenfalls vergrößerte Zähne im vorderen Oberkiefer. Diese richten sich beim Biss aber nicht auf. Sie weisen tiefe Furchen auf, durch die das Gift in die Wunde des Opfers fließt. Die etwa 390 Arten lassen sich in 2 Gruppen aufteilen. Zu den eigentlichen Giftnattern gehören Kobras, Mambas und Korallenschlangen. Die 2. Gruppe bilden die Seeschlangen zusammen mit den australischen Giftnattern.
Trugnattern Eine sehr uneinheitliche Gruppe bilden die Trugnattern. Bei ihnen sind die Zähne des hinteren Oberkiefers mit einer Giftrinne versehen. Durch die weit hinten liegenden Giftzähne ist eine Vergiftung des Menschen bei den meisten Arten nicht möglich. Lediglich einzelne Arten aus dieser Gruppe, z.B. die afrikanische Boomslang, gelten als potenziell gefährlich.
Die Giftdrüsen, die sich beidseits des Kopfes im Bereich der Kiefermuskulatur befinden, haben sich im Laufe der Evolution aus Speicheldrüsen entwickelt. Beim Toxin handelt es sich um im Laufe der Entwicklungsgeschichte umgewandelte „Verdauungsenzyme“ (Eiweißmoleküle).
Entsprechend ihrer Wirkung kann man grob zwischen 2 Toxintypen unterscheiden:
Hämotoxine schädigen primär das Gewebe und die Blutzellen. Es führt zu Gewebsnekrosen und Gerinnungsstörungen (und so nicht selten zu Nierenschäden). Dieser Gifttyp tritt vornehmlich bei Vipern auf.
Neurotoxine greifen das Nervensystem an. Sie wirken lähmend und führen zum Atemstillstand, sie treten vor allem bei Giftnattern auf.
Gibt es ein passendes Gegengift?
Da Schlangengifte komplexe Eiweißmoleküle sind, lösen auch sie eine Immunantwort aus und führen zur Antikörperproduktion. Diese Eigenschaft nutzt man in der Gegengiftproduktion aus. Dabei werden meist Pferde oder Schafe mit niedrigen Dosen der Schlangengifte behandelt. Das (Blut-)Serum wirkt nach der Gewinnung und Aufbereitung als Gegengift (Antivenin bzw. Serum). Diese aufwendige Herstellung der Gegengifte macht die Seren relativ teuer. Zusätzlich haben sie nur eine begrenzte Haltbarkeit.
Die Gifte der einzelnen Arten unterscheiden sich sehr. Da nach einem Bissunfall oft nicht klar ist, welche Art den Unfall ausgelöst hat, werden die Gegengifte nicht nur gegen Bisse einzelner Schlangenarten (= monovalent) hergestellt, z.B. gegen Bisse von Königskobras oder Taipane. Man produziert auch Gegengifte gegen verschiedene Schlangenarten (= polyvalent), z.B. europäische Vipern, „nordamerikanische Grubenottern“, indische und südafrikanische Schlangen.
Exkurs: Giftig und richtig giftig
Von den weltweit 15 giftigsten Schlangen kommen 13 aus Australien, von denen der Inlandtaipan als die giftigste Schlange der Welt gilt. Die Giftmenge einer Schlange dieser Art reicht (theoretisch) aus, um 250 Menschen zu töten. Dennoch treten von den jährlich mehr als 80.000 Todesfällen durch Schlangenbisse weniger als 5 in Australien auf. Hingegen sterben vor allem durch die unzureichende medizinische Versorgung und die zu geringe Menge an Antiveninen in Indien jährlich mehr als 50.000 Menschen an den Folgen eines Giftschlangenbisses. Diese erschreckend hohe Zahl spiegelt dennoch nur einen Teil der Problematik wider. Die Anzahl der Menschen mit dauerhaften gesundheitlichen Schäden liegt nochmal um den Faktor 5 höher und wird von der WHO mit ca. 450.000 Menschen jährlich angegeben.
Auch die Giftschlangenhaltung steht dem Problem der fehlenden Antivenine gegenüber. In Abhängigkeit der gesetzlichen Rahmenbedingungen (bundeslandabhängig) können in den Terrarien je nach Interesse des Halters nahezu alle Giftschlangenarten gehalten werden. Da die Gegengifte teuer sind und nur eine begrenzte Haltbarkeit haben, halten weder der Staat noch medizinische Einrichtungen entsprechende Gegengifte vor. Aus diesem Grund haben Giftschlangenhalter einen überregionalen Verein gegründet, der in unterschiedlichen Standorten in Deutschland wichtige Antiseren vorrätig hält und Hilfestellung bei Bissunfällen geben kann (Adresse im Kasten).
Könnt Ihr eine Behandlung in Eurer Praxis anbieten?
Ist eine Giftschlange krank, wird der Besitzer sich an einen Tierarzt wenden. Ohne die Risiken zu bedenken, darf in dieser Situation die Behandlung weder von der TFA noch vom Tierarzt aus reiner Neugierde auf einen spannenden Fall angeboten werden.
Achtung: Für die Behandlung von Giftschlangen gilt eine eindringliche Warnung!
Giftbisse sind je nach Art nicht nur lebensgefährlich, sie können auch zu schwerwiegenden bleibenden organischen Schäden (Nierenschäden, Finger(-teil)-amputation etc.) führen. Auch Bisse von nur moderat giftigen Schlangen können lange Krankheitsphasen und berufliche Ausfallzeiten nach sich ziehen.
Eine weitere Problematik hat einen rechtlichen Hintergrund. Sollte es zu einem Bissunfall kommen, haftet zwar grundsätzlich der Halter für Schäden. Kommt es aber im Rahmen der tierärztlichen Behandlung, z.B. während der Narkose oder der stationären Aufnahme zu einem Unfall, kann auch der Tierarzt für die Schäden haftbar gemacht werden. Gerade im Umgang mit gefährlichen Tieren müssen daher in einer Praxis klare Absprachen eingehalten werden. So lehnen aus diesen Gründen selbst viele reptilienkundige Tierärzte die Behandlung von Giftschlangen kategorisch ab und verweisen auf kompetente Kollegen.
Tipp: Informiert Euch daher bereits am Telefon, ob es sich um eine Giftschlange handelt und empfehlt einen fachkompetenten Kollegen.
Man kann sie vorher nicht „melken“
Wichtigste Maxime im Handling und in der Behandlung ist: Nicht beißen lassen. Kranke Tiere mögen langsamer sein als gesunde Schlangen, sind es aber nicht immer. Es gibt keine Möglichkeit, die Tiere im Vorfeld ungiftiger zu machen (Giftzähne entfernen/Gift „melken“). Man muss dem Tier mit dem nötigen Respekt und der entsprechenden Ruhe gegenübertreten.
Achtung: Angst, aber auch Übermut durch Überschätzen der eigenen Fähigkeiten führen leicht zu Fehlern in der Behandlung von Gifttieren.
So wenig Personal wie nötig
Im Rahmen der Behandlung müssen nicht nur der Tierarzt, sondern auch die benötigten Helfer mit dem Umgang der Tiere vertraut und absolut verlässlich sein. Gleichzeitig müssen die beteiligten Personen auf ein absolutes Minimum reduziert sein.
Verschiedene Hilfsmittel zum Schutz erleichtern die Arbeit (Abb. 4):
Schlangenhaken: Der Schlangenhakenwird primär eingesetzt, um den Kopf beim Handling auf Distanz zu halten.
„Schlangenhandschuhe“: Wirkungsvoll vor Bissen kleinerer Vipern und Giftnattern schützen lange (Leder-) bzw. Schweißerhandschuhe. Man sollte aber berücksichtigen, dass durch die unterschiedliche Kieferanatomie Vipern deutlich längere Giftzähne haben als Giftnattern. So hat bereits eine 90 cm Sandotter ähnlich lange Giftzähne wie die größte Giftschlange, die Königskobra mit über 4,5 m Länge und kann unter unglücklichen Umständen durch dicke Handschuhe beißen. Gleichzeitig verringert der Handschuh das Fingerspitzengefühl bei der Untersuchung und ist nur sehr eingeschränkt bei schnellen und ungestümen Schlangen zu gebrauchen.
Acrylglasröhren: Für die Untersuchung der Schlangen haben sich Acrylglasröhren (Abb. 5) in unterschiedlichen Durchmessern bewährt. Man lässt die Schlange mit dem Kopf voran in Röhre kriechen, fixiert sie am Körper bzw. am Schwanz und kann eine gefahrlose äußere Beurteilung oder kleinere Manipulationen vornehmen. Es ist jedoch zu beachten, dass der Durchmesser so klein gewählt ist, dass die Schlange nicht in der Röhre wenden kann.
Achtung: Natürlich ersetzen diese Hilfsmittel nicht die Erfahrung im Umgang mit diesen faszinierenden Tieren. Sie können im Zweifelsfall auch ein falsches Gefühl der Sicherheit vermitteln.
Auch wenn Giftschlangen faszinierende Tiere sind, stellt die medizinische Behandlung ein großes Risiko dar. Die gesundheitlichen und rechtlichen Folgen eines Giftbisses, der sich durch Unsicherheiten und Fehler im Handling ergibt, sollten nicht aus Neugierde oder Übermut riskiert werden. Im Zweifelsfall sollte die Behandlung versierten Kollegen überlassen werden.
Bei Hunden und Katzen mit hartnäckigen Haut- oder Verdauungsproblemen steht eine Futtermittelunverträglichkeit fast immer mit auf der Liste der möglichen Ursachen. Als TFA seid Ihr der wichtigste Ansprechpartner für Fragen rund um die Ernährung von Hunden und Katzen mit Futtermittelallergien und werdet mit diesem Thema regelmäßig konfrontiert.
In der Ernährungsberatung am Lehrstuhl für Tierernährung und Diätetik der LMU München ging es in knapp 17 % der Fälle um Futtermittelunverträglichkeiten. Dies ergab eine Untersuchung von Zorn et al. (2005) über einen Beobachtungszeitraum von 10 Jahren. Eine korrekt durchgeführte Ausschlussdiät ist nach wie vor immer noch der Goldstandard, um eine Futtermittelallergie abzuklären.
Futtermittelallergie: Wie häufig ist sie wirklich?
Zu dieser Frage liegen sehr unterschiedliche Angaben vor, je nachdem welche Studie man betrachtet. Dabei spielt z.B. eine Rolle, in welchem Land die Daten erhoben wurden und ob es sich bei den Hunden und Katzen um die Patienten einer Allgemeinpraxis oder einer mit Spezialisierung auf Hauterkrankungen handelte. Nach einer umfangreichen Literaturstudie von Olivry und Müller (2017) haben etwa 1 % aller tierärztlich untersuchten Hunde und 0,2 % der Katzen eine Futtermittelallergie. Beschränkten die Autoren die Betrachtung auf Hunde mit der Diagnose „Hauterkrankung“, stieg der Anteil auf bis zu 24 %, bei Katzen mit dem Vorbericht „Juckreiz“ auf bis zu 21 %.
Gut zu wissen
Die Futtermittelallergie ist beim Hund auf Platz 3 der häufigsten Allergien nach Flohspeichelallergie und der „Umwelt-Allergie“ (Atopie). Katze reagieren am häufigsten auf Flöhe allergisch und am zweithäufigsten auf Futter.
Welche Futterkomponente löst eine Allergie aus
Futtermittel-Allergene bei Hunden und Katzen sind überwiegend Eiweiße oder Verbindungen aus Eiweißen mit Kohlenhydraten (Glykoproteine). Voraussetzung ist auch eine ausreichende Größe, damit ein Molekül für das Immunsystem „interessant“ wird: Die meisten Allergene haben ein Molekulargewicht von 10–40 kDa (Kilodalton).
Die Herkunft der Proteine spielt dabei eine untergeordnete Rolle: Im Prinzip kann jedes Futterprotein im individuellen Fall zum Allergen werden. In der Regel scheint es eine der Hauptkomponenten des Futters zu sein, welche die Allergie auslöst. Oft im Futter verwendete Proteine (z.B. Rind) werden häufiger als auslösende Allergene identifiziert, weil Tiere ihnen vermehrt ausgesetzt sind. Somit ist die Chance einer Sensibilisierung größer, nicht weil diese Proteinquellen per se „allergener“ sind als andere.
Gut zu wissen
Steckbrief eines „allergieverdächtigen“ Futterbestandteils: Hauptkomponente eines zuvor verwendeten Futters meist eine Proteinquelle wurde über einen längeren Zeitraum gefüttert (vielfach ca. 2 Jahre) Achtung! Wiederholter Kontakt auch durch Lebensmittel und Snacks aus dem gleichen Rohstoff (z.B. Huhn) möglich
Euer kriminalistisches Gespür ist gefragt!
Oberstes Ziel ist die Vermeidung des Allergens. Dies führt bei der Futtermittelallergie zuverlässig zur Besserung der Symptome bis hin zur vollständigen Genesung. Dazu muss das auslösende Allergen allerdings erst einmal bekannt sein. Der Vorbericht kann hier wertvolle Hinweise liefern: Der Tierhalter hat eventuell schon einen konkreten Verdacht, oder bei der Befragung zur Fütterungsroutine ist Euer kriminalistisches Gespür gefragt.
Tipp: Vergesst nicht nach den Lieblingsleckerlis, dem Betthupferl, dem Mitbringsel, der Eingabehilfe für Medikamente u.ä. zu fragen. Doch wie bereits erwähnt: Das sind im besten Fall hilfreiche Hinweise.
Beweisend ist nur ein positiver Provokationstest im Anschluss an eine Ausschlussdiät
Zur diagnostischen Abklärung eignet sich ein Futter, dass jeweils eine für das Tier neue Protein- und Kohlenhydratquelle enthält. Das heißt, das Tier sollte diese möglichst zuvor noch nie gefressen haben. Auf diese Weise kann ausgeschlossen werden, dass bereits eine Sensibilisierung gegen diese Futterkomponenten stattgefunden hat. Diese Ausschlussdiät wird 6–8 Wochen lang ausschließlich gefüttert. Verschwinden die Symptome, liegt wahrscheinlich eine Futtermittelallergie vor. Zum eindeutigen Beweis ist jedoch anschließend noch ein Provokationstest mit der „verdächtigen“ Proteinquelle erforderlich. Dieser gilt als positiv und somit beweisend, wenn die Symptome innerhalb von 12–48 h bis max. 14 d (Hund) bzw. 7 d (Katze) zurückkehren.
Auswahl eines geeigneten Futters für die Dauerfütterung
Ist das Allergen identifiziert, fällt die Auswahl eines geeigneten Futters für die Dauerfütterung leichter. Die einfachste Möglichkeit ist, bei dem Futterfür die Diagnosephase zu bleiben. Soll ein Futterwechsel erfolgen, besteht die Möglichkeit, eine Rezeptur mit einer geeigneten Proteinquelle auszuwählen. Dies kann z.B. aus Kostengründen der Fall sein.
Futtermittelallergiker müssen in der Regel lebenslang auf der für sie passenden Diät bleiben. Als dauerhaftes Futter kann entweder eine selbst zubereitete Ration oder eine kommerzielle Diätnahrung mit dem Ernährungszweck „Minderung von Ausgangserzeugnis- und Nährstoffintoleranzerscheinungen“ zum Einsatz kommen.
Tipp: Während die Motivation zum Selberkochen in der 8-wöchigen Diagnosephase bei vielen Tierhaltern noch hoch ist, werden für die dauerhafte Fütterung oft die praktikableren kommerziellen Diäten bevorzugt.
Bei kommerziellen Diäten unterscheidet man Monoprotein-Diäten mit einer ausgewählten, eher selten im Standardfutter verwendeten Proteinquelle von sogenannten Hydrolysat-Diäten. Bei Letzteren ist das Futtereiweiß so stark enzymatisch zerkleinert, dass es vom Immunsystem nicht mehr als allergen erkannt wird.
Hydrolyse-Diäten sind oftmals die 1. Wahl
In der Vergangenheit enthielten viele kommerzielle hypoallergene Diäten als neuartige Proteine z.B. Lamm, Fisch, Strauß, Kaninchen etc. Viele dieser Proteine werden inzwischen zunehmend auch in normaler Tiernahrung verwendet oder in Form von Snacks angeboten (Beispiel: Straußen- oder Pferdesehnen als Kauartikel). Daher kann die Wirksamkeit solcher Monoprotein-Diäten deutlich herabgesetzt sein. Vor diesem Hintergrund erscheinen Hydrolysat-Diäten als gute „1. Wahl“ für eine diagnostische Fütterung. Sie bieten sich auch als geeignete Dauerlösung für Tiere an, bei denen nur eine unvollständige Fütterungsanamnese erhoben werden kann oder keine Proteinquelle zu finden ist, die das Tier in seinem Leben mit Sicherheit noch nie gefressen hat.
Die meisten derzeit auf dem Markt befindlichen Hydrolysat-Diäten enthalten als enzymatisch zerkleinerte Hauptproteinquelle Huhn, Soja oder Fisch (letzterer z.B. in Tierarzt24 Vet Diet Hydrolysed Protein Trockenfutter, verfügbar ab Januar 2023).
Was sind die häufigsten Futterallergene bei Hund und Katze?
Das tatsächlich auslösende Futterallergen im Einzelfall zu identifizieren, ist eine echte Herausforderung. Dies liegt an der Vielzahl möglicher Einzelkomponenten in kommerziellem Tierfutter für Hunde und Katzen.
Verschiedene Listen der häufigsten Futtermittelallergene bei Hunden und Katzen existieren in der Literatur und basieren in der Regel auf retrospektiven Auswertungen möglichst großer Fallzahlen. Müller et al. (2016) werteten 19 Studien zu diesem Thema aus. Sie fanden heraus, dass beim Hund Rind, Milchprodukte, Huhn, Lamm und Weizen die häufigsten Futterallergene sind, während die Liste bei der Katze von Rind, Fisch und Huhn angeführt wird, gefolgt von Weizen, Mais und Milchprodukten.
Gut zu wissen
Eine solche „Hitliste der Allergene“ sollte jedoch nicht als Rangfolge der „Allergiegefahr“ durch die jeweilige Futterkomponente missverstanden werden („Aha, Rind ist also viel allergener als Pute…“). Daher ist es auch nicht sinnvoll, diese Rohstoffe vorbeugend in der Fütterung gesunder Hunde und Katzen zu vermeiden. Letzteres verschärft sogar eher das Problem der mangelnden Auswahl an neuen Proteinquellen im Falle eines Allergieverdachts, weil dann unter Umständen schon zahlreiche exotische Proteinquellen vom Tierhalter in Eigenregie bei seinem futtersensiblen Tier durchprobiert wurden.
Welche Strategie zur Auswahl einer geeigneten Proteinquelle?
Die Auswahl einer geeigneten Proteinquelle für einen Hund oder eine Katze mit Verdacht auf Futtermittelallergie ist alles andere als einfach. Exotisch klingende Proteinquellen sind nicht immer eine Garantie dafür, dass sie für das einzelne Tier auch wirklich neu sind. Zudem können Kreuzreaktionen die Eignung einer vermeintlich neuen Proteinquelle einschränken. Dies kann z.B. bei Wiederkäuer- und Milchprodukten oder zwischen verschiedenen Geflügel- oder Fischarten der Fall sein.
Schwein scheint hier eine Sonderstellung einzunehmen und kann eine weitere Option für manche allergischen Hunde oder Katzen sein: Zwar ist es mit Blick auf die Verzehrsgewohnheiten in Deutschland alles andere als eine „exotische“ Fleischsorte, dennoch wird es in kommerzieller Tiernahrung aus Imagegründen offenbar nicht so häufig eingesetzt wie Geflügel oder Rind. In einer Literaturstudie von Müller et al. (2016) war Schwein bei Hunden nur selten am Allergiegeschehen beteiligt (in 2 % der Fälle) und bei Katzen gar nicht genannt. Es besetzt somit eine interessante Nische unter den Proteinquellen für Allergiker. Eine kommerzielle Diät mit Schwein als Hauptproteinquelle (z.B. Tierarzt24 Vet Diet Single Protein Schwein und Kartoffel für Hunde) bietet neben der seltenen Beteiligung an Futtermittelallergien bei Hunden und Katzen maximale Futtermittelsicherheit durch die Erhitzung im Herstellungsprozess sowie die Möglichkeit eines regionalen Rohstoffbezugs bei homogener Rohstoffqualität dank ausreichender Verfügbarkeit. In Kombination mit Kartoffel als Kohlenhydratquelle kann sogar die medizinisch zwar nicht indizierte, vom Tierhalter jedoch oft gewünschte „Getreidefreiheit“ gewährleistet werden.
Tipp: Literaturempfehlungen und genannte Literaturquellen erhaltet Ihr auf Wunsch bei der WDT.
Kurz und knapp
Die Fütterung einer Ausschlussdiät ist momentan immer noch der Goldstandard zur Diagnose der Futtermittelallergie bei Hunden und Katzen. Sie ist der Schlüssel zur dauerhaften Symptomfreiheit für diese Patienten. Zur Diagnose sind selbstgekochte Diäten mit nur einer, für das Tier neuen Proteinquelle und im kommerziellen Bereich Hydrolysat-Diäten (z.B. Tierarzt24 Vet Diet Hydrolysed Protein, in Kürze verfügbar bei Eurer WDT) die 1. Wahl. Kommerzielle Ausschlussdiäten mit einer selten verwendeten Hauptproteinquelle eignen sich vor allem für die Dauerfütterung. Hier stellt Schwein als tierische Proteinquelle eine interessante Option dar, da es nur selten an Futtermittelallergien bei Hund und Katze beteiligt ist (z.B. Tierarzt24 Vet Diet Single Protein Schwein und Kartoffel für Hunde).