OP-Vorbereitung
Die Wichtigkeit von uns Tiermedizinischen Fachangestellten als Teampartner in der OP-Assistenz und bei der Patientenversorgung zeigt sich schon in der Vorbereitung der OP-Planung. Unsere kleinen und großen Patienten wollen wir optimal versorgen. Für den reibungslosen Ablauf der Assistenz vor, während und natürlich auch nach einer Operation sind wir als TFA nicht mehr wegzudenken.

Bei der Voruntersuchung sind wir beruhigend an der Seite unseres Patienten und dessen besorgten Besitzers. Wir nehmen Anamnesen auf, unterstützen die Behandlungen und führen die wichtigen Laboruntersuchungen für eine anstehende Operation durch. Wir übernehmen nicht nur den Erstkontakt am Telefon, die Aufnahme und Behandlung in der Praxis, sondern auch den begleitenden, überwachenden und während der Operation auch wichtigen Part der OP-Assistenz.
Gut zu wissen
Auch der neue Delegationsrahmenplan für TFA, erstellt vom Verband medizinischer Fachberufe e.V. in Zusammenarbeit mit dem BPT, unterstützt uns bei der selbstständigen Ausführung dieser Tätigkeiten. Ihr findet ihn unter: https://www.vmf-online.de/2023-01-31-delegation-tfa
„Bitte nüchtern lassen“
Was bedeutet es eigentlich, nüchtern zur OP? Wir wissen zu gut, dass die Aussage „bitte nüchtern lassen“ gerne auf vielerlei Seiten interpretiert wird.
Tipp: Um zu vermeiden, dass es zu Missverständnissen bei dieser Frage kommt, erstelle ich gerne einen kleinen Fütterungsplan mit genauen Angaben. Wann, und nach Rücksprache mit dem Besitzer, auch womit gerne gefüttert werden darf.
Nüchtern bedeutet für die meisten meiner Patienten, dass sie 8 Stunden nichts gefressen haben und 2 Stunden vor der Operation kein Wasser mehr zur Verfügung gestellt bekommen. Dies ist wichtig, um die Gefahr der Aspiration von Futter oder Wasser im Falle der medikamenteninduzierten Übelkeit mit Erbrechen zu vermeiden.
Achtung: Welpen dürfen nicht hungern und sollen bis zu 2 Stunden vor der Operation gerne mit kleinen Futtermengen versorgt werden.
Teampartner sein bedeutet viel Verantwortung
Der Patient soll nicht lange warten müssen, um die Aufregung möglichst gering zu halten. Der OP muss sorgfältig und unter Einhaltung der entwickelten Standards für den Patienten vorbereitet, Infusionen eingestellt und Beatmungsgeräte betriebsbereit gemacht werden.
Tipp: Es gibt mittlerweile viele Fortbildungsmöglichkeiten, um die Eigenverantwortung und das Verständnis für die Anästhesie und die OP-Assistenz zu vertiefen.
In Praxen, in denen wir als Teampartner eigenverantwortlich arbeiten dürfen, können wir das Aufklärungsgespräch vor der Annahme des Patienten und Einleitung der Narkose selbst durchführen. Die Vorbesprechung für die Narkose findet in kleiner Teamrunde statt, um den Operationsverlauf, das Narkoserisiko und die notwendigen Medikamente festzulegen. Jeder Patient muss vor Einleitung einer Narkose oder Sedation noch einmal allgemein untersucht und die Narkosefähigkeit und das Narkoserisiko anhand des vorher besprochenen Anästhesieprotokolls bestätigt werden. Nach Anweisung des Tierarztes werden die Narkose und Schmerzmitteldosierungen auf den Patienten angepasst, im Narkoseprotokoll festgehalten und von der TFA vorbereitet.
Nur mit venösem Zugang können Medikamente und Infusionen gezielt dosiert werden
Wir setzen die Braunüle (Abb. 1) gerne in die Vena cephalica, die Vena saphena kann alternativ bei Hundepatienten gewählt werden. Es ist oft hilfreich und für Hundepatienten beruhigend, wenn der Besitzer sich in Sichtweite stellt und dem Patienten beruhigend zur Seite steht. Dies kann auch zur Einleitung der Sedation oder auch Allgemeinnarkose sinnvoll sein.
Der Stauschlauch wird über dem nächstgelegenen Gelenk angebracht, die Vene frei geschoren. Zur Hautdesinfektion wird ein alkoholhaltiges Hautdesinfektionsmittel verwendet. Die Flügelchen der Braunüle biegen wir leicht zurecht, lösen den Mandrin und platzieren den Venenzugang.
Eine Rückstromsperre (Abb. 2) wird auf den Konus geschraubt, um Medikamente und Infusionen ohne Blutrückfluss applizieren zu können. Die kleine Abdeckkappe der Braunüle (Abb. 3) wird beim Transport des Patienten und zum Schutz vor Verkeimung immer auf die Rückstromsperre angebracht. Fixiert wird die Braunüle mit 3 Leukopor- oder Leukosilk-Streifen.
Tipp: Ein Spülen des Venenzugangs mit NaCl kontrolliert den korrekten Sitz.
Der Patient kann nun gezielt intravenös narkotisiert und notwendige Analgetika appliziert werden.


Intubation sichert die Atmung
Da viele Narkotika Atemdepressionen auslösen können, liegen zur Intubation alle notwendigen Utensilien (Abb. 4) in direkter Griffbereitschaft. Der zu intubierende Patient wird in Brust-Bauchlage verbracht. Die Assistenz öffnet das Maul und zieht die Zunge vor, um den Kehlkopf darzustellen. Mit einer Intubationshilfe kann der Tubus in die Trachea eingebracht werden. Der Cuff wird geblockt, um das Verrutschen des Tubus zu verhindern und die Trachea abzuschließen. Zur Versorgung mit Sauerstoff und gegebenenfalls Inhalationsanästhetikum wie Isofluran wird der Patient an das Inhalationsnarkosegerät angeschlossen und durchgehend mit Hilfe des Pulsoxymeters überwacht.

Den Patienten wärmen und eine Hyperthermie vermeiden
Die OP- Fläche wird nun sorgfältig frei geschoren. Die Haare werden entfernt und der Patient auf die OP-Auflage gelagert.
Tipp: Um eine Hyperthermie zu verhindern (Abb. 5), sollte die OP-Auflage mit einer Wärmequelle vorgewärmt sein und die Körperinnentemperatur durchgehend kontrolliert werden.
Die Haut wird nun mit Prontocare gereinigt. Für eine aseptische Hautdesinfektion müssen Einwirkzeiten eingehalten werden und die Haut von Fett und Schmutzablagerungen befreit sein.
Das EKG mit 3 Punktableitung (Abb. 6), die durchgehende Blutdruckmessung und die Kapnometrie gehören ebenfalls zu einem guten Standard. Im Narkoseprotokoll werden alle Vitalwerte und gegebenenfalls Veränderungen in der Medikation vermerkt. Das sterile Abdecken mit Einmaltüchern übernimmt die TFA der OP-Assistenz. Der Instrumententisch wird eingedeckt und der Chirurg für seinen Einsatz steril angezogen.


© Janine Nielsen
Kurz und knapp
Bei der Versorgung unserer Patienten müssen wir in der Zusammenarbeit unsere Stärken einbringen und aufeinander eingespielt sein. Eine gute Vorbereitung, Standards und gezielte Handgriffe reduzieren Stress und schaffen Vertrauen. Fortbildungen geben uns die Möglichkeit, Fachwissen zu erlangen und mit Chirurgen auf Augenhöhe zu kommunizieren. Ein starkes Team ist die beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung der Patienten.